Mit Dampf voraus…

Historische Loks, die es an verschiedenen Orten gibt, entführen ihre Fahrgäste in längst vergangene Zeiten, als nicht nur die Züge langsamer vorwärts kamen.

Aus eigenem Erleben, in meiner Schulzeit fuhr man mit der Dampf-Eisenbahn (1955..) und der Fahrt mit der Harzer Schmalspurbahn, weil bevorzugtes Reisziel, habe ich mit großem Interesse über diese wunderbare Art des Fahrens gelesen.

Die meisten Touristen wollen die 34 km lange Fahrt von Wernigerode (sehr sehenswert-Weltkulturerbe) auf den Brocken erleben, Deutschlands sagenumwobenen Gipfel im Norden. Die Gründe sind mannigfach, manche wollen einfach nur mal langsamer fahren, andere erfüllen sich damit einen Kindheitstraum, wieder andere wollen sehen, ob die Technik von damals den Berg schafft.

So eine Dampflok ist locker mal 60 Jahre alt und der Heizer schippt unablässig Kohle auf den Rost. ER erklärt, dass der Druck im Dampfkessel bei 14 Bar liegen muss. Wenn der Zug anfährt, geht ein Vibrieren, ruckeln und zuckeln durch den Zug. Einmal in Fahrt gekommen, beruhigt sich das Ganze.

So eine Dampflok-Tour bietet die einzigartige Möglichkeit, sich in die alten Zeiten zurück zu versetzen. Die erste Dampflok fuhr 1814 in einer Kohlengrube in England. Die Schmalspurbahn auf den Brocken gibt es seit 1899. Da es eine Schmalspurbahn ist, kann man auch besser durch die engen Kurven fahren, dadurch wurde der 1141 Meter hohe Berg überhaupt befahrbar.

Heizer und Lokführer haben einen stressigen Job, sie müssen sich immer wieder weit aus dem Seitenfenster lehnen, um Signale und Hindernisse zu sehen. Und was wichtig ist, der Wasserstand muss dauernd kontrolliert werden. Wenn er zu niedrig ist, kann der Kessel explodieren.

Jetzt im Herbst ist es besonders schlimm, wenn Laub auf der Strecke liegt. Dann muss Sand auf die Schienen gestreut werden, um die Reibung zu erhöhen. Je höher man kommt, um so schöner ist die Aussicht, manchmal sieht man 160 km weit. Man kann auch, wie früher auf den Plattformen, ich glaube, es hieß damals Perron, die Fahrt genießen.

Die Fahrt von Wernigerode auf den Brocken ist auch eine Reise in die DDR-Geschichte. Nach dem Mauerbau hatten sich sowjetische Abhördienste und die Stasi in einer Sperrzone verschanzt, um den Westen zu belauschen. Am 3.12.1989 wurde auch hier der Berg von ca. 3000 DDR-Bürgern erobert mit der Forderung  „Macht das Tor auf!“ Das ist seltsamerweise nicht so bekannt geworden!

Die Geschichte des Brockens, der oft von Stürmen heimgesucht wird, reicht natürlich noch viel weiter zurück. Schon im Jahre 1300 wird er in einem Gedicht als Sammelort für Geisterwesen bezeichnet. Goethe ließ hier Hexen in der berühmten Walpurgisnacht-Szene aus Faust tanzen. Er soll selbst 1777 den Brocken bestiegen haben.

Das kann man natürlich auch heute noch in zweieinhalb Stunden machen, dann evtl. mit der Bahn wieder runterfahren. Oben ist der Brockengarten mit 1600 Pflanzenarten sehenswert.

Über eine Million Fahrgäste wollen pro Jahr mit der Dampflok-Bahn fahren. Wer einen Obulus entrichtet, darf sogar mal in den Führerstand. Und ganz fanatische Liebhaber können eine 13-tägige Ausbildung zum Ehrenlokführer machen, sie dürfen dann auch mal selbst fahren. Das scheint sehr beliebt zu sein, denn die Wartezeit beträgt drei Jahre.

Es werden aber auch reguläre Dampflok-Führer ausgebildet, denn Experten benötigt man in anderen Orten in Deutschland auch. Manche Dampfloks verkehren nur manchmal, manche regelmäßig. Beispielsweise die Sauschwänzlebahn im Schwarzwald, in Brohl am Rhein oder der Rasende Roland auf Rügen. Doch nur im Harz findet man ein Streckennetz von 140 km, das täglich mit Dampfloks bedient wird.

Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

 

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