Schottlands rätselhafter Charme

Unbedingt sehenswert, wer es trutzig und doch wunderschön findet – Schottland. Für alle, die lieber in den Süden düsen, ist es vielleicht nicht so interessant, aber es hat wirklich seinen eigenen, rätselhaften Charme.  Angeregt durch die Bücher der Highland-Saga und diverse Filme- den Klassiker „Highlander“ beispielsweise mit Christopher Lambert oder natürlich „Braveheart“ mit Mel Gibson zieht es immer mehr Touristen dorthin.

Ich kann nur sagen, es lohnt sich, es war eine meiner schönsten Reisen. Edinburgh ist eine stolze trutzige Stadt, gekrönt von seiner Burg. Es hat nicht die südländische Färbung und Geschichte pur wie Rom, auch nicht die Pracht von Paris, aber einmal die Royal Mile entlang zu gehen, mit den alten Geschäften für Kilts und Highland-Tracht, natürlich auch sehr touristisch, ist faszinierend. Es geht bis Holyrood Palace, dann auf die Salisbury Craigs hinauf. Mal den Leith-Water-Walk entlang zum Hafen, oder durch den wunderschönen Stadtteil Stockbridge bummeln, mit einem Blumenmeer im Frühling, was man gar nicht vermutet, ist zu empfehlen.

Schottland ist nicht so kalt, wie man denkt, es kann durchaus im Sommer angenehme Temperaturen haben, zumindest im Süden. Da spielt auch der Golfstrom eine Rolle. Im Norden auf den zu Schottland gehörenden Inseln ist es schon rauer.

Zur Geschichte: Schottland war bis 1707 ein eigenes Königreich, wurde dann mit England vereint. Das Land hat eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich, mit vielen großen Schlachten und sehr viel Leid, das besonders über die Highland-Clans kam. Die größte Schlacht war bei Culloden, 1745, die auch in vielen Büchern verewigt wird.

Unter den vielen sehr guten Museen Edinburghs habe ich  einen Tag dem National Museum of Scotland gewidmet. Eine Abteilung ist mit Erinnerungsstücken an Bonnie Prince Charlie und die Geschehnisse um Culloden versehen. Am ehemaligen Schlachtfeld bei Inverness gibt es eine Gedenkstätte.

Das Whisky-Museum darf man nicht verpassen und die vielen schönen Pubs, die auch mit gutem schottischem Bier aufwarten. Die unvermeidlichen Dudelsackspieler ziehen  durch die Stadt und besonders faszinierend für mich war, dass durchaus würdige Herren, alle großgewachsen und selbstbewusst, im Kilt gehen. Kilt und Laptop war zu sehen. Oder Hochzeitsgesellschaften, wo schon die Jungen einen „Official-Kilt“ tragen.

Die Schotten sind sehr freundliche, feierfreudige Menschen. Gerade in Edinburgh sind im Sommer große Festivals und vor allem das „Military-Tattoo“ auf Edinburgh-Castle, eine tolle Militärmusik-Show, wo sogar meine englischen, in Deutschland lebenden Freunde jedes Jahr hinfliegen. Leider habe ich nur, als ich dort war, die Aufbauten der Tribünen gesehen.

Dann die großen Feste, die aus der schottischen, grandiosen Mythologie, stammen: Das fängt mit Silvester und Neujahr an, Hogmany. Da versammelt sich alles auf der Royal Mile und es gibt ganz eigene Bräuche. Besondere Feste sind auch; Beltaine, der 1.Mai und Samhain, 31.10.und 1.11. Sie kommen aus der keltischen Tradition, Sommer- und Wintersonnenwende. Überhaupt ist die alte keltische Herkunft noch überall gegenwärtig. Man sieht beim Umherreisen manche Zeugnisse, wie  ein Celtic Cross oder die vielen Steinkreise. Traditionell werden im Sommer in über 100 Orten der Highlands die Highland Games abgehalten, mit alten Spielen und Wettkämpfen, alles natürlich im Kilt. Beliebt ist z.B. Baumstammwerfen.

Die alten Sprachen sind auch nicht vergessen: Neben Englisch wird als zweite Amtssprache Scots gesprochen. Das ist sogar im (sehr schönen) Parlamemt Brauch. Dann das alte Gälisch und die Dialekte der Lowlands und der Highlands, nicht zu vergessen der Inseln . Die Queen als Staatsoberhaupt kommt einmal im Jahr ins Parlament, ansonsten sind die Schotten sehr eigenständig, mit eigener Währung und überhaupt.

Übrigens ist Schottland ja auch die Wiege des Golfsportes, in St. Andrews ist die Hochburg. (Richtig, St. Andrews!!! Da ist doch die Universität, wo Prinz William studierte und eine ehrgeizige Mutter ihr hübsches Töchterchen hinschickte!!!!) Rosamunde Pilcher, die in Schottland lebt, beschreibt in einem schönen Beitrag die Liebe zu diesem Spiel.  Es kann einem passieren, dass ein Handwerker, obwohl zugesagt, nicht kommt. Warum, weil so schönes Wetter zum Golfspielen war!

Glasgow war auch einen Besuch wert, sehr schön, aber nicht zu vergleichen mit Edinburgh. Unvergessen ist natürlich eine Fahrt durch die Highlands. Man sollte sich eigentlich ein Auto mieten und losfahren. Da gibt es z.B. den Whisky-Trail oder aber die vielen Burgen der Clans anzuschauen. Ich war mit einer geführten Tour unterwegs,  eine Studentin war unser Guide, sie hat uns viel Wissenswertes vermittelt. Vor allem eine grandiose Landschaft empfing uns, natürlich das unvermeidliche Loch Ness wurde besucht. Nessie haben wir leider nicht gesehen! So schön das Wetter in den Lowlands war, in den Highlands wechselte es fast stündlich.

So könnte ich noch viel erzählen, so über die reizende Bed-und Breakfast-Wirtin Angela, die zwei Zimmer einer winzigen Souterrain-Wohnung, entzückend eingerichtet, vermietet. Sie verwöhnte ihre Gäste  mit schottischem Frühstück, auch mal mit Haggis, dem schottischen Nationalgericht.

Ich will aber auch Schottland von der kulinarischen Seite aufzeigen. Also das Haggis, das man mögen muss, es ist nicht jedermanns Geschmack. Es wird aus frischen Innereien und Hafer gemacht, pikant gewürzt und im Schafsmagen gegart. Es wurde in früheren Zeiten aus der Not geboren, als die Schotten all ihr Fleisch an die Engländer verkauften. Heute sind die schottischen Hochlandrinder Fleischlieferanten höchster Quaität, natürlich fürs eigene Land. Oder frischen Lachs, für den jeder Schotte sein eigenes Rezept hat. Überhaupt ist der Reichtumn des sauberen Atlantik sozusagen vor der Haustür. Schottischer Hummer, Jacobsmuscheln und Austern sind sehr begehrt auf den Märkten und haben auch ihren Preis. Ach, und das köstliche „Shortbread“, das auf der Zunge zergeht.

Noch vor den Rezepten ein Wort zum „flüssigen Gold“, dem Scotch Whisky: (Ich hüte eine Flasche mitgebrachten, bis er noch besser schmeckt!). Schon die Kelten kannten ihn und nannten ihn „Uisge Beatha“ – Wasser des Lebens. Seit jeher ist es  d a s  Lebenselixier der Schotten. Darum ist es nicht verwunderlich, dass in den Lowlands, den Highlands und auf einigen Inseln in 141 Destillerien 2000 verschíedene Whiskys gebrannt werden! Für alle gelten zwei wichtige Trinkregeln:“ 1. Trinke niemals Whisky ohne Wasser!“ und 2. „Trinke niemals Wasser ohne Whisky“! Da bietet sich das frische schottische Quellwasser an. Übrigens gibt es sogar einen Whisky-Likör, den Drambule, der auf ein Rezept von Prinz Charles aus dem Jahre 1745 zurückgeht, Whisky mit Honig, Kräutern und Gewürzen.

So, nun ein paar Rezepte, die ich gefunden habe: Lachs in Whisky-Kräuter-Soße: Zutaten für 6 -8 Personen: 1 großer Bund Dill, 1 Töpfchen Koriander, abgeriebene Schale und Saft einer unbehandelten Zitrone, 4 EL schottischen Whisky, 11 EL Weißwein-Essig, 150 ml + 6 EL Olivenöl, Salz, Pfeffer, etwas Zucker, 1 kg Lachsfilet (ohne Haut und Gräten), 2 große Salatgurken.

Kräuter waschen und trockenschütteln. 2 Stiele Dill beiseite legen. Kräuter, Zitronenschale-, saft, Whisky und 5 EL Essig im Mixer ca. 1 Minute pürieren. 150 ml Öl in dünnem Strahl drunterschlagen und 2 Minuten verquirlen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Lachs waschen, trockentupfen. In ca. 1/2 cm dicke Scheiben schneiden und auf einer ofenfesten Platte verteilen. Die Hälfte Marinade drübergießen. Lachs und Rest Marinade ca. 6 Stunden kalt stellen. Gurken schälen, fein hobeln, mit 1 TL Salz 20 Minuten ziehen lassen. Rest Dill hacken, mit 6 EL Essig, Salz, Pfeffer und Zucker verrühren. 6 EL Öl darunter schlagen. Gurken abgießen, mit der Salatsoße mischen. Lachs unter dem heißen Grill oder im Backofen auf höchster Stufe ca. 2 Minuten braten. Mit Rest Marinade und Gurkensalat anrichten. Dazu passen Salzkartoffeln und natürlich als Getränk: schottischer Whisky mit kaltem Wasser!

Deftig, kräftig, und typisch schottisch: Cock-a-Leekie (Hühnersuppe mit Lauch). Wir haben es in den Highlands gegessen!

Zutaten für 6 Personen: 1 küchenfertiges Hähnchen, 1,4 kg, 1/2 Bund Petersilie, 4 Stiele Thymian, 2 Lorbeerblätter, 100 g getrocknete halbweiche Pflaumen ohne Stein.

Hähnchen, Petersilie und Thymian waschen. Alles mit Lorbeer, Speck und 3 TL Salz in einen großen Topf geben. Ca. 3 l Wasser zugießen, bis das Hähnchen vollständig bedeckt ist. Aufkochen und offen ca, 1 1/2 Stunde köcheln lassen. Den dabei entstehenden Schaum abschöpfen. Porree putzen und gut waschen. Ca. 1/3 in Stücke schneiden, nach ca. 30 Minuten Garzeit zum Hähnchen geben und mitköcheln. Übrigen Porree fein würfeln. Hähnchen herausnehmen und etwas abkühlen lassen. Brühe durchsieben und aufkochen. Porreewürfel und Pflaumen darin zugedeckt ca. 15 Minuten köcheln. Mit Salz und Pfeffer würzen. Fleisch von Haut und Knochen lösen und in mundgerechte Stücke schneiden. In der Suppe kurz erhitzen und anrichten. Dazu schmeckt diesmal aber ein schottisches Bier, Ale beispielsweise.

Nun aber das Shortbread: (Habe es leider noch nicht selbst gemacht, nur mitgebracht oder von den englischen Freunden mitbringen lassen.)

Zutaten für 44 Stück: 700g + etwas Mehl, 250 g + 4 EL + 100-150 g Zucker, 500 g kalte Butter, 2 Eier, 1 unbehandelte Orange, Klarsichtfolie, Backpapier.

700 g Mehl, 250 g Zucker, Butter in Stückchen und Eier erst mit dem Mixer, dann mit den Händen glatt verkneten. Zu 2 gleich großen Kugeln formen, in Folie wickeln und ca. 30 Minuten kalt stellen. Backblech mit Backpapier auslegen. 1 Teigkugel darauf auf wenig Mehl rund (ca. 26 cm Durchmesser) ausrollen. Rand evtl. wellenartig verzieren. Mit einem Messer ca.16 Tortenstücke markieren und mit einer Gabel mehrmals einstechen. Im vorgeheizten Backofen (E-Herd 200 Grad, Umluft 175, Gas Stufe 3) 25-30 Minuten backen. Shortbread noch heiß mit ca. 2 EL Zucker bestreuen. Orange waschen, trockentupfen und die Schale fein abreiben. Mit 2 EL Zucker mischen. Shortbread kurz vor dem Servieren mti dem Orangenzucker bestreuen.

Die 2. Teigkugel auf gleiche Weise zum Rechteck ausrollen (14 x 20 cm). Mit der Gabel öfter einstechen, bei gleicher Temperatur 25-30 Minuten backen. Noch heiß in 28 Rechtecke (ca. 2 x 5 cm) schneiden und in 100-150 g Zucker wenden. Dazu trinkt man Kaffee oder Tee und, das muss traditionell sein, ein Glas Single Malt Whisky!

Da bleibt mir nur zu sagen: Ith gu leòir (natürlich auf Gälisch, wie es sich gehört) oder besser verständlich: Eat plenty!

Foto: Ilka Plassmeier / pixelio.de

Hinterlasse bitte einen Kommentar, oder eine Trackback von Deinem Blog.

Hinterlasse einen Kommentar

Copyright © 2013 Allerlei Frauerlei – Gesundheit, Garten und Genuss