Kastanien – Boten des Herbstes

Kastanien, schöne glänzende Früchte des Herbstes, jetzt erfreuen sie uns wieder wie im Frühling die herrlichen Blüten der Kastanienbäume. Man denkt dann gern an die Kinderzeit zurück: Was konnte man alles damit basteln, heute machen es die Kleinen genau so. Als Dekoration sind sie unentbehrlich zum Herbst. Natürlich muss man in den Parks auch aufpassen, dass man nicht ausrutscht.

Dann natürlich vor allem die Esskastanien! Deren große Zeit kommt spätestens zu den Weihnachtsmärkten, gehört einfach dazu als leckere Spezialität. Übrigens waren sie im Mittelalter lange Zeit sogar Hauptnahrungsmittel der Menschen, vor allem in Südeuropa.

Es gibt verschiedene Arten von Kastanien, da wäre die „gewöhnliche“ Kastanie, auch Rosskastanie genannt. Die, die jetzt überall von den Bäumen plumpst. Den Namen hat sie daher, dass man sie früher als Heilmittel an hustende Pferde verfüttert hat. Wer hätte es gewusst?

Es gibt aber auch Pferde betreffend noch eine andere „Kastanie“. Gemeint ist damit der Hornknubbel an der Innenseite des Pferdebeines. Diese Kastanie ist ein Überrest des Fußwurzelballens, der sich im Laufe der Evolution fast komplett zurückgebildet hat.

Die Wasserkastanie ist eigentlich mit unseren Kastanien gar nicht verwandt. Sie ist eine Wasserpflanze, die nur so heißt, weil sie einer Kastanie ähnlich sieht. Die Wasserkastanie wächst in Asien, beispielsweise in Thailand, China und Japan, und wird oft in der asiatischen Küche verwendet.

Da sollte man nach Graubünden fahren, dort im Bergell, speziell im Ort Castasegna, dreht sich jetzt alles um die Kastanie. Es gibt dort sogar ein Kastanienfestival, vom 6. bis 21.Oktober. Castasegna liegt nur einen Steinwurf von der italienischen Grenze entfernt, man fährt vom Oberengadin über den Malojapass dorthin. Das Dorf selbst ist sehr schön, vor allem ruhig, seit es eine Umgehungsstraße erhielt. Das hat man der engagierten Bürgermeisterin zu verdanken. Es hat bereits südliches Flair mit Palmen, Feigenbäumen, Zypressen und Weinstöcken.

Aber das Glanzstück und warum gerade diese Gegegend eben wegen der Kastanien so bekannt ist, das ist die Selva, einer der größten Esskastanienwälder Europas. Ein lichter Hain, denn Kastanien brauchen viel Licht zum Gedeihen. Viel Arbeit für die Bauern, vor allem in früherer Zeit, als auch hier aus bitterer Not heraus die Kastanien ein wichtiger Bestandteil der Ernährung waren. Da die Früchte vitamin- und mineralstoffreich sind, konnten beispielsweise drei Bäume eine Menschen ein ganzes Jahr lang ernähren. Durch Dörren machte man die Ernte haltbar.

Da die Arbeit eben sehr mühsam war, drohte die Selva vor einer Generation zu verwildern. Auch hier hat die Bürgermeisterin für die Wiederaufforstung gekämpft. Man sieht wider viele fleißige Hände, die wieder in traditioneller Weise die Arbeit machen, aber mehr allein aus Pflege der Tradition. Em Gegensatz zu früher, als es aus der Not heraus geschah.

Es gibt sogar einen Lehrpfad mit Infotafeln in mehreren Sprachen durch die Selva. Auch die Dörrhäuschen sind noch in Betrieb. Man sieht jetzt ständig den Rauch aufsteigen. Sechs Wochen müssen die Kastanien im Rauch dörren, dann werden sie in einem Jutesack mit aller Kraft auf den Boden geschlagen, damit die Schalen abgehen. Anschließend werden sie mit einer Korbschaufel in die Luft geworfen, damit die Schalen im Wind davon fliegen. Eines dieser urigen Gebäude ist sogar zu einer Ferienwohnung umgebaut worden.

Es gedeihen drei Hauptsorten in Castasegna und dem oberhalb gelegenen Bergdorf Soglio: Ensat und Vescuv, die gut zum Dörren geeignet sind. Vor allem aber Marun, das wir als Marroni kennen. Das sind riesige, süß schmeckende Früchte, die man wegen der Größe nicht gut dörren kann. Aber sie werden zu kandierten Köstlichkeiten verarbeitet. Bei den Marroni ist die Gefahr groß, dass sie gestohlen werden. Da ist man hart, wer erwischt wird, muss Strafe zahlen.

Begehrt ist der Verkauf: Frisch vom Baum, gedörrt oder eben kandiert – als Marons glacès. Die Restaurants in Castasegna und Soglio haben sogar Kastanienmenüs auf die Speisekarte gesetzt, die Cafès bieten Kastanienkuchen an. Man trifft sich in den Dörfern zum Apèro bei Wein und Marroni (die Schweizer schreiben es mit Doppel-r).

Im Oktober wird zu Ehren der Edelkastanien im Bergell ein zweiwöchiges Festival veranstaltet. Das ist natürlich für die ganze Gegend eine große Freude und auch ein Touristenmagnet geworden. Da werden die Gäste durch die Selva geführt, dürfen Kastanien – wie im Sprichwort – aus dem Feuer holen. Es gibt Kochkurse zur Zubereitung der Früchte. Und natürlich gute Speisen – eben auch mit Kastanien -, sowie ein guter Tropfen darf nicht fehlen.

Das wäre doch eine Reise wert. Übrigens fährt man auch bequem mit der Bahn bis St. Moritz (habe ich auch schon gemacht!), weiter mit dem Postauto. Der Schweizer sagt: Poschti! Angeboten werden z.B. Zwei Nächte mit Frühstück in Castasegna, geführte Wanderung u.v.m. ab 150 Euro p.P. Das las ich in einer Zeitschrift.

Wer sich genau schlau machen will, anklicken: www.festivaldellacastasegna.ch, oder: www.graubuenden.ch

Foto: Grace Winter / pixelio.de

 

 

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Ein Kommentar to “Kastanien – Boten des Herbstes”

  1. Badspiegel sagt:

    Toller Artikel. Ich mag Maronen sehr und werde es heute Abend für die Familie vorbereiten. Wünsche frohe Weihnachten.

    Lg Sina

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