Die Regeln für die Anrede haben sich die letzten 10 – 15 Jahre sehr geändert. Das liegt auch an der Digitalisierung und vielen ist es nicht mehr so wichtig. Das Du steht für Nähe, Vertrautheit, Bindung. Das Sie steht für eine gewisse Neutralität und Distanz. Früher sagte man:“ Du Esel“ sagt sich leichter als „Sie Esel“.
Im Berufsleben ist es einfach, der hierarchisch Höhere, also Chef oder Chefin bietet das Du an, nie umgekehrt. Was ich aber seit Jahren feststelle, in den jungen Unternehmen, Start ups mit modernen schnellen Produkten sowie Branchen, die von der agloamerikanischen Unternehmenskultur dominiert werden, ist die Angleichung an das englische You, also das Du völlig normal. Man sollte nur nicht, wenn man neu in ein Unternehmen kommen,wo man das Du vermutet, gleich mit der Tür ins Haus fallen. Erst mal horchen, wie die gängige Praxis ist.
Im Kundenkontakt empfehlen die Benimm-Experten, anfangs das umstandslose Du vermeiden. Am besten lässt man erst das Gegenüber sprechen und achtet, wie von dort aus gesprochen wird. Ein Sonderfall ist, wenn man mit jemand privat per Du ist, dann aber beruflich mit ihm zu tun hat. Da kann man es so handhaben, dass man vorübergehend zum Sie überwechselt. Das ist gerade im öffentlichen Auftreten eine Frage des Respekts.
Im privaten Kreis, wenn nicht von Anfang an das Du gebraucht wird, gilt die Regel: Der ältere bietet dem Jüngeren das Du an. Dann: Die Frau bietet dem Mann das Du an! Besonder sensibel sollte man mit der Tatsache umgehen, wenn einem selbst das Du angeboten wird, man es aber eigentlich nicht annehmen möchte. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass die Ablehnung evtl. als Kränkung empfunden wird. Im Zweifelsfalle heißt das, lieber über den eigenen Schatten springen und das Du annehmen.
Nicht zuletzt sind auch regionale Gepflogenheiten wichtig. – Im Rheinland ist man beispielsweise damit lockerer, wie in anderen Gegenden.
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