Der Mai …. der Mai

Nun ist mit dem 1.Mai der Wonnemonat Mai eingezogen. Alles blüht und grünt, das Wetter ist warm, hoffentlich bleibt es so. Obwohl eine alte Bauernregel sagt:“Mai kühl und nass, füllt dem Bauern Scheun`und Fass.“

Eigentlich wollte ich aber über Maibräuche was schreiben. Gerade für die Zeit vom 30.April und dem 1. Mai gibt es nicht nur in Deutschland, sondern auch in fast ganz Europa viele verschiedene Maibräuche. Diese sind nicht nur von Region zu Region, sondern oft von Dorf zu Dorf verschieden. Alle sollen das Ende des Winters und den Beginn des Frühlings symbolisieren.

Schon die alten Kelten haben uns viele Bräuche vererbt, so auch Maibräuche. So war die Nacht vom 30. April bis zum 1.Mai das zweithöchste Jahresfest der Kelten: Beltene. Es war dem Heiler, Licht- und Fruchtbarkeits-Heros Belenus geweiht. Es wird heute noch beispielsweise in Schottland groß gefeiert. Das werden nicht nur Liebhaber schottischer Highland-Sagas wissen! Schon damals soll es einen Maibaum mit grünem Wipfel gegeben haben.

Heute werden noch in vielen Orten (leider ist auch dieses Brauchtum lange eingeschlafen, allmählich kommt es wieder mehr ins Bewusstsein) große Maibäume, meist Fichten, ohne Äste, aber mit dem grünen Wipfel aufgestellt. In Bayern gibt es die wunderschönen Ortsmaibäume, die das ganze Jahr stehen bleiben.

Sehr beliebt ist auch der Tanz in den Mai. Früher wurde um den Baum getanzt, heute ist es ein beliebtes Angebot von Lokalen und Vereinen.

Ganz berühmt ist die „Walpurgisnacht“, also auch die Nacht vom 30.April zum 1. Mai. Das war ursprünglich ein heidnisches Frühjahrsfest. Durch Lärm und Getöse sollten die bösen Geister der Finsternis vertrieben werden. Später wurde es im Christentum zu einer vom Teufel angeführten Hexen- und Druidennacht umgedeutet. Der Name stammt von der hl. Walburga (710-779) ab, deren Gedenktag am 1.Mai gefeiert wird. Sie war die Beschützerin der Bäuerinnen und der Zauberkünste, die die unheilvollen Aktionen der Hexen bekämpfen sollten.

Inzwischen ist die Walpurgisnacht eine Touristenattraktion geworden, besonders auf dem Brocken im Harz. Dort sollen früher die Hexen auf ihren Besen zum Treffen hingeritten sein. Zum Brocken kommen inzwischen Tausende Besucher zu dieser Brauchtumsfeier.

Vielfach werden auch Hexenfeurer entzündet. Wenn diese etwas heruntergebrannt sind, gibt es in manchen Gegenden den „Maisprung“. Dabei springen die Verliebten über das Feuer.

Im Rheinland gibt es die Tradition der Junggesellenvereine und Maiklubs. Früher gab es in jedem kleinen Dorf und in größeren Dörfern mehrere Maiklubs, die diese alte Tradition hochhielten. Leider ist es fast ganz eingeschlafen, nur einige Orte halten noch daran fest. Aber auch da hoffe ich, dass das Brauchtum wieder eine Blüte erlebt. Ganz nach alter Sitte wird das Maibrauchtum noch gefeiert in dem mittelalterlichen Städtchen Blankenberg, von einer alten Burgruine gekrönt . Es liegt im wunderschönen Siegtal, 50 km östlich von Köln. Auch hier ist inzwischen eine Touristenattraktion draus geworden.

Der örtliche Junggesellenverein, sehr aktiv, richtet im April eine Mailehenversteigerung aus. Da werden alle unverheirateten Mädchen aus dem Dorf, die Mitglied im Maiklub sind, von den Junggesellen ersteigert. Eine Maimark entspricht dabei 10 Cent. Früher wurde auch ein Dörpremmel bestimmt, der die Einhaltung der Maibräuche über den ganzen Monat hindurch überwachte. Auch wurde öffentlich ausgerufen, wer wen ersteigert hatte. Dann mussten die Mädchen zu bestimmten Zeiten besucht werden und der Maijunge musste immer etwas Bestimmtes in der Tasche haben.

Auch ein Maikönig wird bei der Mailehenversteigerung bestimmt. Das ist derjenige, der das teuerste Angebot für ein Mädchen abgegeben hat. Mancherorts wird der Maikönig auch regelrecht gewählt, wie ein Karnevalsprinz. Der Maikönig hat mit einem Blumenstrauß der Mutter seiner Königin seine Aufwartung zu machen und hat sie zu fragen, ob er sich die Tochter den Mai über ausleihen darf. In Blankenberg ist es traditionell so, dass sich jeder Junge wünscht, mal Maikönig zu sein.

Dann wird im Ort mit viel Mühe ein großer Maibaum aufgestellt, wie oben beschrieben, mit einem Wipfel mit bunten Bändern und einer Strohpuppe, dem Paias, der das Ebenbild des Maipaares darstellt. Früher kannte ich es so, dass der Maibaum Ende Mai abgemacht wurde und verlost wurde als Brennholz. Das ist wohl nicht mehr zeitgemäß. Es war auf den Dörfern üblich, dass man versuchte, in den ersten drei und den letzten drei Nächten Maibäume der Nachbardörfer abzusägen. Da wurden Wachhäuschen und Zelte aufgestellt und beim Lagerfeuer gewacht. Natürlich bei Bier und Würstchen, das war oft sehr aufregend. Es war immer gerade für Jungens sehr spannend, da mitzumachen. Mein Sohn bettelte schon, als er noch Schulkind war, mit wachen zu dürfen.

Was sich, das finde ich so bemerkenswert, zumindest hier im Rheinland sehr gut gehalten hat, ist der Brauch, seiner Freundin einen Maibaum aufzustellen. Dabei handelt es sich um eine junge Birke. Da erinnere ich mich gerne an die Zeit, als es eine Pflicht war, den Baum zu klauen. Da wurde schon Wochen vorher ausgeguckt, wo es welche gab und in der Mainacht wurden die Bäume geschlagen und oft mühselig, teils mit Trecker oder auch Fahrrad zu der Angebetenen transportiert. Ich habe immer hinter der Gardine gelauert, ob ich einen bekomme und wie groß der wohl ist. Einmal war die Dachrinne zerdrückt, der Baum meiner Freundin ist auf ein Auto gestürzt. Auch da war es üblich, diese Bäume zu stehlen oder abzusägen. Einige Jahre lang hat sogar mein Vater draußen im Mantel gesessen und meinen Baum bewacht. Ein andermal hatten welche junge Birken von unserem Grundstück gestohlen, die sind dingfest gemacht worden und mussten Strafe ans DRK bezahlen! Heute ist es leider nicht mehr möglich, einfach so in den Wald zu gehen, dafür bieten die Forstämter geschlagene Birken zum Kauf an. Vielfach sehe ich in den letzten Jahren auch Birken, mit bunten Bändern verziert, an den Fenstern der Angebeteten lehnen. Übrigens dürfen im Schaltjahr auch junge Mädchen ihren Freunden eine Birke aufstellen, nach dem Motto: “ Im Schaltjahr gibt es einen Brauch, im Schaltjahr tun`s Mädels auch.“

Übrigens ist eine Tanne statt Birke oder etwas mit stacheligen Zweigen, wenn das ein Mädchen bekommt, ein Zeichen der Schande, ein Schandmaien. Entweder verschmäht sie die Liebe eines jungen Mannes oder sie ist sonstwie in Ungnade gefallen.

In einigen Gegenden ist es üblich, statt einer Birke ein Herz aus Krepppapier-Rosen in rot, mit eingewirktem Namen der Angebeteten in weiß, am Haus anzubringen. Da gibt es Blumengeschäfte, die das regelrecht auftragsgemäß vor der Mainacht herstellen.

In den Dörfern wurde auch in der Mainacht viel Unsinn von den Junggesellen verzapft, Gartentörchen ausgehangen, Werkzeuge weggeschleppt, mit einer Walze durchs Dorf gefahren usw. Davon höre ich heute nichts mehr.

Nun noch zu den Maiklubs, die traditionell am 1.Mai ein Maifest feiern, mit Krönung, Ehrendamen, Kutschenfahrt durchs Dorf. Viele Vereine haben eine Vereinsfahne, da wird auch noch das Fähndelschwenken geübt. Gerade zu diesem Anlass gehört es dazu. Früher wurden da regelrechte Meisterschaften ausgetragen.

Dann darf natürlich der Maiball nicht fehlen. Nicht nur auf dem eigenen Maifest schwenkt man Fahne und Tanzbein, auch die befreundeten Vereine werden zu den jeweiligen Bällen besucht. Das war immer sehr schön und ich kann nur hoffen, dass, wie in Blankenberg, die Tradition weitergepflegt wird und anderswo wieder auflebt.

Übrigens sind von denen, die ich früher kannte, aus den Maipaaren oft auch Ehepaare geworden. Das ist aber auch heute so! Ich las nämlich, dass das Blankenberger Maipaar sowieso schon verbandelt ist!

Viel Freude, nicht nur den Verliebten, im Wonnemonat Mai!

Foto: Günter Havlena/ pixelio.de

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