Erntedankfest – eines der ältesten Kulturfeste

Nun schmücken vielerorts wieder die Gaben des Herbstes die Ältäre der Kirchen. Wunderschöne Gebilde aus Brot, Ähren, Obst, Gemüse und Blumen werden zusammengestellt. Erntekronen sind besonders im süddeutschen Raum eine alte Tradition. Die Gaben erinnern an den Segen Gottes und die Mühe der Ernte.

In vielen bäuerlichen Gegenden werden Ernteumzüge veranstaltet mit geschmückten Wagen aus dem dörflichen Leben. Ein Erntepaar wird gewählt, das in einer Kutsche mit im Umzug fährt. Dann gibt es ein großes Fest, teils sogar in extra dafür gebauten Festhallen.

Erntedankfeste gehören zum ältesten Bestandteil religiöser Feste. Schon in der Antike und bei den „alten Römern“ kannte man Erntefeiern. Die Juden feiern gleich zwei Erntedankfeste, darunter das bekannte Laubhüttenfest. In der katholischen Kirche ist das Erntefest schon seit dem dritten Jahrhundert überliefert. Da die Ernte je nach Klimazonen eingebracht wird, gab es keinen einheitlichen Termin. Im Mittelalter führte Kaiser Ludwig der Fromme 813 anstatt der Verehrung von Gott Wotan durch die Sachsen die Verehrung des Erzengels Michael ein. So entstand der Michaelistag am letzten Septemberwochenende. Die evangelische Kirche feiert auch um diese Zeit oder auch später. 

1773 bestimmte Preußens König für die evangelischen Christen einheitlich den Sonntag nach Michaelis als Danktag ein. 1972 bestimmten die deutschen katholischen Bischöfe den ersten Sonntag im Oktober als Erntedankfest.

Da, so die Chroniken, muss auch an die Zeit gedacht werden, als 1933 die NS-Ideologen dieses Fest als willkommenen Anlass betrachteten, die deutschen Bauern in ihre „Blut- und Boden-Ideologie“ einzubinden. Sie erließen ein Gesetz, dass den Erntedank als reichsweiten Feiertag, auch am ersten Sonntag im Oktober, festsetzte. Wo es regionale Ernteumzüge gab, übernahmen nun die neuen Herrscher die Durchführung. Es gab sogar einen zentralen Staatsakt auf dem Bückeberg nahe Hameln. Da nahmen beispielsweise 1937, so ist zu lesen, 1,2 Millionen Menschen teil. Soweit zur Geschichte.

Aus wirtschaftlichen Gründen wurden, auch um den Weinabasatz anzukurbeln, wurden in vielen Weingegenden die Erntedankfeste mit einem Winzerfest verbunden. Auch da gibt es eine lange Tradition. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts ist beispielsweise am Rhein überliefert, dass in reichen Weinerntejahren der Lehnsherr den hörigen Winzern ein üppiges Festmahl stiftete. Da konnten sie die Mühe und Last des schweren Arbeitslebens einmal vergessen. Aus diesem sogenannten Hoffest entstand nach und nach das Brauchtum der Winzerfeste.

Foto: Thomas Försterrmann / pixelio.de

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