Ein ganz besonderes Erlebnis kann man sich in der Schweiz gönnen: Zweimal täglich gehen Bernhardiner im Sommer am St. Bernhard-Pass jeweils 90 Minuten mit Besuchern auf Wanderschaft. Offiziell heißen sie übrigens in der Schweiz St.Bernhardshunde. 30 Tiere gibt es bei der Bernhardiner-Stiftung Foundation Barry, die sowieso viel Auslauf brauchen, wie die Tierpflegerin erzählt. Solange der Pass auf 2.500 m Höhe verschneit ist, sind keine Spaziergänge möglich. Im Frühjahr kann man im Winterquartier im Wallis bei Martigny mit den Hunden wandern. Aber am schönsten ist es im Sommer hoch oben am Grenzpass mit dem Rhonetal auf der Schweizer und dem Aostatal auf der italienischen Seite.
Hier ist der Ursprungsort der Rasse. Und hier wurde auch ihr berühmtestes Requisit erfunden, das Schnapsfässchen. Natürlich trägt es auch immer einer bei den Wanderungen. Was auch nicht fehlen darf, ist das Abschlecken am Ende. Alles andere würden die treuen Hunde als Beleidigung auffassen. Wenn man nicht will, schauen sie einen aus ihren großen traurigen Augen an, da kann man einfach nicht anders.
Der Urvater war übrigens ein Bernhardiner namens Barry. Die Legenden über ihn hat jeder schon mal gehört. Schon französische Soldaten, die mit Napoleon den Pass überquerten, hat er in Lawinen aufgespürt. Nur eines stimmt eigentlich nicht an den Legenden: Die Sache mit dem Rumfässchen, das Barry den Lawinenopfern hingehalten haben soll. Nach Auffassung von Kennern haben die Hunde früher eigentlich keins getragen. Aber die Barry-Verehrung ist trotzdem gerechtfertigt, er soll mit den Augustinermönchen, die oben auf dem Pass lebten, mindestens 40 Menschen vor dem eisigen Tod im Schnee bewahrt haben. 1814 starb er. Ab Mitte des 17.Jahrhunderts suchten die Mönche täglich mit Hunden nach Verschütteten. Im Laufe von rund 200 Jahren retteten sie 2.000 Menschen.
Die kirchliche Herberge- Hospiz genannt – stehe jedem offen. Sie liegt auf dem höchsten Punkt der Pilgerstrecke Via Francigena, dem Frankenweg von Canterbury bis nach Rom. Im Jahre 2005 übergaben die Augustinermönche der eigens gegründeten Foundation Barry ihre Hunde – und damit die älteste und berühmteste Bernhardinerzucht der Welt. Aufgrund einer Verschärfung des Schweizer Tierschutzgesetzes hätten die Mönche geprüfte Fachleute anstellen müssen, so war die Stiftung die beste Lösung.
Wer interessiert ist: Anreise mit dem Auto ab München über A 96 und A 1 ca 6,5 Stunden. Die Wanderungen mit dem Hunden auf dem Großen St. Bernhard sind nur im Sommer möglich. Im Rhonetal auch im Herbst und Frühjahr. Sehenswert ist das Bernhardiner-Museum in Martigny. Infos; Schweiz-Tourismus, Rossmarkt 23, 60311 Frankfurt, auch auf www.myswitzerland.com
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