Inzwischen gibt es viele verschiedene Landschaften, Gebäude usw., die zum Weltkulturerbe gezählt werden dürfen. Aber nur eine Handvoll Lebensmittel ist dabei: Der türkische Kaffee, die mediterrane Küche, das Koreanische Kimchi, das Japanische Washoku und die Weinkultur in Georgien beispielsweise.
Nun möchte Deutschland mit seiner einzigartigen Brotvielfalt in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbe eingetragen werden. Immerhin soll es nach neuesten Zählung 3553 Brotsorten bei uns geben. Damit sind wir mit Sicherheit Weltmeister. Aber langt es auch fürs Weltkulturerbe? Da meldet sich sogar der Leiter des Museums für Brotkultur in Ulm zu Wort: „Die deutsche Brotkultur ist einzigartig“. Das liege an der Vielfalt der angebauten Getreide im Gegensatz zu anderen Ländern. Wir haben sowohl Roggen und Weizen – und auch den Dinkel. In Skandinavien gibt es nur Roggen, in den südlichen Ländern nicht. Daher dort das viele Weißbrot. Mal ehrlich, jeder vermisst trotz Sonne im Süden etwas, nämlich das deutsche Brot! Außerdem konnten sich durch die föderale Struktur Deutschlands in den verschiedenen Regionen die unterschiedlichsten Produkte entwickeln.
Nun muss im April der Berliner Senat dem Antrag der Bäcker zustimmen (weil der Zentralverband der deutschen Bäcker in Berlin ist). Dann geht der Antrag an die Kultusministerkonferenz, die aus Dutzenden weiterer Anträge aus den Bundesländern eine Vorschlagsliste für die UNESCO zusammenstellt. Wenn alles klappt, könnte dann 2016 das Brot unter den Schutz des Weltkulturerbes gestellt werden.
Ganz interessant ist, bei der Gelegenheit zu erfahren, was es noch alles für Anträge gibt: Von den deutschen Brauern, den Karnevalisten, den Schaustellern. Außerdem bewerben sich die Bergmann-, Hütten- und Knappenvereine, die Züchter der Rasse „Harzer Rotes Höhenvieh“, die Altenburger Skatspieler.
Wie kommt es zu dieser Vielzahl von Anträgen gerade jetzt? Deutschland ist nämlich erst im Juli 2013 dem UNESCO-Vertrag zum Erhalt von Bräuchen und Traditionen beigetreten. Warum? Zuvor, so wird erklärt, waren die Bedenken wegen der nationalsozialistischen Vergangenheit zu groß!
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