Familienforschung

Wer waren meine Großeltern? Wo lebten sie? Womit verdienten sie ihren Unterhalt? Woher  stammten sie?
Als mein Vater noch lebte, bat ich ihn, über sich, über sein Leben und unsere Vorfahren etwas schriftlich fest zu halten, sei es in Stichworten.  Er versprach es, hielt sein Versprechen aber nicht ein.

In seiner späteren Hinterlassenschaft fand sich ein Stapel alter Dokumente. Geburts- und Heiratsdokumente, Sterbeurkunden lange verstorbener Vorfahren, Schul- und Berufszeugnisse, behördliche Bescheinigungen. Eine erste Durchsicht ergab, dass die Dokumente für den damals geforderten Ariernachweise notwendig waren. Eine irre Arbeit war das.

Die Unterlagen waren völlig ungeordnet. Internetprogramme versprachen Arbeitserleichterungen.

Man bräuchte nur die Ahnen und deren Daten nacheinander eingeben, das Sortieren mache der Computer selbst. Nun gut, ich ging danach vor, investierte 3 Arbeitstage und jedes Mal stürzte am Ende das Ganze zusammen. Etwas frustriert fragte ich andere User, kam aber nicht weiter. Irgendwie ist das Internet für mich schwer verständlich.

Ich begann von neuem, aber jetzt auf die herkömmliche Weise. Ich sortierte die Ahnen alphabetisch nach ihren Nachnamen. Das Chaos war groß. Ein Name war nur als Trauzeuge genannt, ein anderer als Neugeburt und mit Angabe des Paten usw. Manche Namen waren auf 5 verschiedenen Dokumenten genannt. So ging es also auch nicht. Nicht verzagen Eva fragen. Eva besorgte eine Blanko-Ahnentafel und sortierte Generation für Generation. So hängt die Ahnentafel vor mir an der Wand, und ich habe meine Ahnen ständig im Blick.

Ein guter Freund des Hauses wunderte sich über den Aufwand. Namen und Daten sagten ihm nichts.Ihn interessiere nur die Menschen und ihr Leben, die sich hinter den Eintragungen verbergen.

[ad#300]Recht hat er, aber gerade mit der Ahnenforschung erfuhr ich vieles, mit dem ich sonst kaum konfrontiert worden wäre. So z.B. über das Buch „Die evangelischen Geistlichen der Pfalz seit der Reformation“.Mein Urahn Johann Georg Münch ist in dem  Buch besonders erwähnt und soll eine führende Rolle gespielt haben. Natürlich werde ich mir das Buch besorgen. Die Vorfahren meiner Großmutter kommen von Augsburg. Ich muss mir auch hierzu ein Geschichtsbuch besorgen.

Meine Mutter, die sehr früh verstarb, war Bulgarin. Meine Eltern lernten sich in Bulgarien kennen, heirateten und zogen nach Konstanz. Näheres weiß ich hierzu leider nicht,.Eine Verwandte wechselte vom evangelischen Glauben zum orthodoxen. Freundschaftliche Kontakte bestanden zu Leuten in Alexandria .

Mein Großvater mütterlicherseits und „Onkel“ waren in den Panagjurischte Freiheitskampf. verstrickt und sind gefallen. Im April-Aufstand von 1876 nahm Panagjurischte einen besonderen Platz ein. Hier begann der bulgarische Freiheitskampf. Die Türken zerschlugen ihn blutig. Der Ort wurde dem Erdboden gleich gemacht.

Verwandte, die ich noch nicht zuorden konnte, lebten im Adlergebirge in Böhmen/Mähren. Sie beklagten sich über eine unglaubliche Brutalität der Russen. In vergleichbarer Situation waren die Deutschen aber gewiss nicht „humaner“

Amüsant ist die Geschichte der ledigen Mutter, die ihr Kind ausgerechnet an Heiligabend zur Welt brachte. In ihren Personalien wurde vermerkt „Vater unbekannt“. Tragisch das Schicksal eines 13jährigen Jungen, der zum Militär ging und nicht mehr gesehen wurde.

Alles in allem, Familienforschung ist keineswegs langweilig. Im Gegenteil, es macht neugierig.

Nun gilt es, die Ahnentafel zu komplettieren. Zunächst machte ich es mir einfach. Ich schrieb ca. 10 kirchliche und weltliche Archive an  und bat um Unterstützung. Die meisten antworteten, manche mit Hinweis auf Zentralarchive. Die einen waren kostenlos, andere waren recht teuer. Ein Einschreibebrief kam aus Polen, leider in polnisch. Unser Pater hier ist Pole und versprach  mir die Übersetzung.

Unser 1. Archivtermin war in Speyer. Eva und ich wurden auch direkt fündig. Wir fanden den Sippschaftsältesten, der mir bislang noch fehlte. Wir wurden gut und freundlich  beraten. Die nächste Ahnenreise wird voraussichtlich nach Stuttgart gehen.

Geschrieben von Rüdiger für Eva

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