Es geht nichts über „Hotel Mama“

Das wissen wir eigentlich alle, die jungen Leute streben so schnell wie möglich raus aus dem Elternhaus in die Selbständigkeit. Nicht mehr unter Beobachtung, eigene Möbel, kommen und gehen, wann man will! Aber auch selbst versorgen, waschen, kochen usw.!

Als ich jung war, war sowas gar nicht üblich, ja verpönt. Mit einer Freundin oder gar einem Freund zusammen, shocking! Es wäre mir gar nicht in den Sinn gekommen, weil man sowas eben gar nicht kannte. Um so mehr hat mich eine Meldung erstaunt, die ich vor einiger Zeit las, nämlich der Untersuchung einer europäischen Kommission zufolge sieht es ganz anders aus: Aktuell verlassen männliche Jugendliche in Deutschland erst mit 25 Jahren das Elternhaus, Mädchen mit 23 Jahren. Wer hätte das gedacht!

Das Deutsche Jugendinstitut, das die Studie durchgeführt hat, hat festgestellt, dass sich der Übergang zum Erwachsenenleben immer weiter nach hinten verschiebt. Ein gewichtiger Grund ist da auch das Geld. Erst mal muss man einen Job oder eine Ausbildungsstelle haben, dann ist es meist finanziell unmöglich, gleich eine Wohnung zu finanzieren. Vor allem auch Studenten, die neu anfangen, haben es schwer. Es war ja in den Medien überall präsent, wie überlaufen die Universitäten dieses Jahr mit Erstsemestern sind. Wie viele eine Wohnung am Universitätsort suchen, ohne fündig zu werden, hat mich  schon berührt. So schnell sind sowohl Hörsäle als auch Wohnmöglichkeiten gar nicht auf die neue Situation eingestellt. Was liegt da nahe, erst mal zu Hause zu wohnen und evtl. eine Anfahrt in Kauf zu nehmen.

Hinzu kommt auch, dass bezahlbare Wohnungen, ja selbst WG-Zimmer sowieso sehr rar sind und die meisten Eltern nicht viel beisteuern können, da deren Kapital meist in einem Häuschen steckt.

Dazu fällt mir ein, wie mein Sohn mit seinem besten Freund plötzlich mit 18 Jahren den Hang zur Selbstständigkeit entdeckte: Zwei einfache Zimmer mit Kochnische wurden angemietet, die Mamas steuerten ein paar Möbel bei und versorgten die zwei mit Lebensmitteln, wuschen die Wäsche und putzten. Trotzdem sind beide bald wieder erst mal ins Hotel „Mama“ zurückgekehrt, das war trotzdem noch gemütlicher.

Ein Erziehungswissenschaftler an einer Universität sieht neben den finanziellen Aspekten auch den technischen Fortschritt als mögliche Ursache für die neue Lust zu wohnen bei Mama. Heutzutage habe ja jeder sein eigenes Handy sowie seinen Internetanschluss. Damit fällt die Telefonüberwachung weg. Und außerdem habe sich das Generationenverhältnis geändert, Eltern und heranwachsende Kinder wollten ja neuerdings wie Freunde miteinander sein. Also sich bemühen, nicht zu kontrollieren und nicht zuviel reinzureden.

Vor allem, wenn genügend Wohnraum vorhanden ist, wo das „Nesthäkchen“ sein ungestörtes eigenes Reich hat. Ganz toll, wenn es noch einen eigenen Eingang gibt, da kann man es ja eigentlich auch nicht besser haben. Heutzutage ist es sowieso ganz üblich, dass schon die Freundin des Teenagersohnes über Nacht bleibt und umgekehrt. (Da muss ich doch ganz wehmütig daran denken, als ich jung war. Mit Argusaugen wachte die Mutter über den Besuch, bis sie ihn endlich wieder hinaus komplementiert hatte! Natürlich hat man auch damals mit viel Mühe und List Wege gefunden, sich mal allein mit jemand zu treffen!)

Foto: S. Hotschlaeger / pixelio.de

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