Ich bin in meinem Winterdomizil in Spanien und entdecke plötzlich in einer hiesigen Wochenzeitung (in Deutsch) eine Geschichte des Christstollens. Es ist nicht so, dass man ihn hier nicht bekommt, bei den allgegenwärtigen deutschen Discountern ist das durchaus möglich. Ich habe kleine gekauft, schmecken aber durchaus gut. Er galt übrigens als „Festtagsbrot der armen Leute“.
Es gibt natürlich eine große Diskussion darüber, ob nun der Dresdner oder der aus dem Erzgebirge derjenige wer ist, ob er mit Puderzucker oder Zuckerguss bestreut wird, ob Marzipan, Mandeln oder Mohn (mit Mohn machte ihn meine Mutter nach schlesischer Art) hineingehören. Er darf, so wird gesagt, vor Heiligabend nicht angeschnitten werden, das bringt Unglück.
Erstmals erwähnt wurde der Christstollen in einem Dokument von 1329, als dem Bischof von Naumburg ein Gebäck dieses Namens zum Advent überreicht wurde. Der Name stammt aus der Bergbautradition dieser Gegend. Aufgeschnitten erinnert er an einen Stolleneingang, und weihnachtlich ist er, weil er die Form eines eingewickelten Jesuskindes darstellen soll. Weil der Teig vor dem Backen so eingeschlagen wird. Richtig bekannt wurde der sächsische Stollen durch den Kurfürst August dem Starken, der sich im Jahre 1730 einen Stollen von zwei Tonnen Gewicht backen ließ, den er dann an das darbende Volk verteilen ließ. In Dresden nennt man ihn ja Striezel. Da heißt der Weihnachtsmarkt auch Striezelmarkt. An jedem zweiten Advent wird dann ein Striezelfest gefeiert.
In den Dörfern hat der Christstollen ganz eigene Traditionen. Die Bergleute und Holzfäller haben das ganze Jahr gespart, um sich die teuren Zutaten wie Rosinen, Orangeat, Nüsse, Mandeln und „gute“ Butter (Diesen Ausdruck kenne ich aus meiner Kindheit auch noch.) leisten zu können.
Dann ließ man beim Bäcker möglichst viele Stollen backen. Die Stollen wurden dann sorgsam verpackt und in der kalten Speisekammer aufbewahrt, damit sie lange als Leckerchen für die Kinder da waren, s o dadass sie trotz Armut was Gutes hatten.
Auch heute, wo nur wenige Hausfrauen einen Stollen selbst backen, kann man überall mehr oder weniger guten Stollen kaufen. Am besten bei Bäckern oder guten Stollenherstellern, besonders gut sind die Stollen aus Dresden.